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Daumenamputationsverletzung

 

Daumenamputationsverletzung
Daumenamputationsverletzung

Arbeitsunfall auf einer Baustelle in der Nähe der Praxis um 11 Uhr 45:

 

56-jähriger Zimmerer verletzte seinen rechten Daumen beim Zusägen von Holzkeilen an einer Kreissäge. Dabei wurde die Daumenkuppe amputiert, das Amputat wurde in der Kreissäge zerfetzt und stand zur Replantation leider nicht mehr zur Verfügung.

Chirurgische Versorgung der Verletzung um 12 Uhr in meiner Facharztpraxis.

 

Zunächst erfolgt unter sterilen OP-Bedingungen die Inspektion und grobe Reinigung der Wunde, um einen Anhaltspunkt über das Ausmaß der Verletzung zu erhalten. Nachdem man ein grobes Bild über Gefäß-, Nerven- und Sehnenverletzungen hat, erfolgt die örtliche Betäubung des Daumens (Leitungsanästhesie nach Oberst). Da in der Defektwunde Knochenanteile liegen, erfolgt sofort die Röntgendiagnostik, um eine genaue Einschätzung der Knochenverletzung zu haben und entsprechende Therapiemaßnahmen treffen zu können.

Vor Deckung der Wunde wird der Knochen gekürzt, Knochensplitter aus der Wunde entfernt und ein Wunddebridement (Wundsäuberung und Entfernung von zerfetztem Gewebe) durchgeführt.

Anschließend erfolgt die plastische Deckung des Weichteildefekts durch lokalen Verschiebelappen und durch Transplantation eines freien Vollhautlappens, der nach örtlicher Betäubung vom rechten Unterarm entnommen wird. Das frisch verpflanzte Hautläppchen stellt sich auf dem Foto weiß dar.

 

16 Tage nach dem Unfall ist das transplantierte Hautläppchen eingeheilt, es bestehen trockene Wundverhältnisse, das Nahtmaterial wird am 14. postoperativen Tag entfernt. Die Wundränder sind noch verkrustet, im Wundareal schildert der Verletzte noch Missempfindungen.

Es werden durch regelmäßige Handbäder die Verkrustungen gelöst und eine Roborierung der Daumenkuppe angestrebt.

Zwei Monate nach dem Unfall ist die Daumenkuppe abgeheilt, es bestehen noch Missempfindungen an der Fingerkuppe aufgrund der Nervenverletzung. Diese werden im Laufe der Zeit durch Trainieren und Abhärten der Kuppe therapiert. Der Nagel wurde nicht abgestoßen, es bestehen noch Verfärbungen durch den unfallbedingten Bluterguss, die in den Folgemonaten herauswachsen. Die Beweglichkeit des Endgelenks ist vollständig wiederhergestellt. Es besteht lediglich eine Verkürzung des Endglieds und des Daumennagels.

Insgesamt konnte ein sehr gutes funktionelles und kosmetisches Ergebnis erreicht werden. Durch die rekonstruktiven Maßnahmen unmittelbar nach dem Unfall konnte der Daumennagel und das Endglied erhalten, und eine stabile Daumenkuppe wiederhergestellt werden.

Dieser Fall zeigt die hohe Qualität einer wohnort- bzw. unfallortnahen, schnellen Versorgung in der chirurgischen Facharztpraxis und der konsequenten, postoperativen Weiterbehandlung durch den Operateur. Vom Zeitpunkt des Eintreffens nach dem Unfall bis zur Abheilung hat der Patient seinen Chirurgen als Ansprechpartner, der wiederum den Krankheitsfall in jeder Phase genau kennt und adäquat seine Therapieentscheidungen treffen kann.

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